Mit dem 9‑Euro-Ticket zum Pizza Essen nach Köln

Die Idee trieb mich schon etwas länger rum, gestern wurde sie umgesetzt.
Einmal mit dem 9‑Euro-Ticket quer durch Deutschland, mit dem ersten Zug los, abends zurück.
Der ursprüngliche Plan war, von Leinefelde über Göttingen, Elze, Löhne nach Düsseldorf zu fahren. Von dort sollte es rheinaufwärts nach Koblenz und via Gießen, Kassel und Leinfelde zurück nach Niederorschel gehen.
Das ganze sollte um 4:20 Uhr mit einem sieben Kilometer-Fußmarsch zum Bahnhof starten und so gegen 20:45 Uhr enden. Heimwärts waren es nur 1,5 Kilometer Fußmarsch.
Der Regionalexpress (Baureihe 612, Bombardier RegioSwinger) nach Göttingen war pünktlich und schon gut gefüllt. Ich habe zwar ohne weiteres nen 2er Platz für mich bekommen, aber ich hatte mit nicht ganz so ner hohen Auslastung gerechnet.
In Göttingen waren ca. 40 Minuten Aufenthalt geplant, die sich um fünf Minuten verlängerten und dann war der schöne Plan Geschichte. Der geplante Metronom war mit 20 Minuten Verspätung aus Hannover kommend angekündigt, was dann meinen Anschluss in Elze verunmöglichte.
Also den DB Navigator bemüht und statt in den Metronom Richtung Uelzen ging es in die NordWestBahn (Bombardier Talent) nach Altenbeken . Der Plan ging dann weiter über Herford nach Köln, dann mal weiterschauen.
Die NWB war quasi leer bzw. für einen Samstag morgen ganz normal gefüllt.
In Altenbeken hatte ich Zeit, ein paar Brötchen zu kaufen und einen Blick auf das Altenbekener Viadukt zu werfen.

Von Altenbeken ging es mit der eurobahn (Stadler Flirt) nach Herford. Der Zug war auch etwas voller als normal üblich, aber ich hatte auch hier eine Vierer-Gruppe für mich. Der Zug sammelte durch die längeren Ein/Aussteigezeiten ein paar Minuten Verspätung an, die aber ob der ausreichend langen Umsteigezeit in Herford nicht ins Gewicht fielen.
In Herford wurde der Tag dann interessant. Der Zug von National Express war ein Desiro HC von Siemens. Hierbei werden in einem Zug sowohl einstöckige als auch zweistöckigen Wagons verbaut. Dadurch wirken die Züge nicht so klobig wie die klassischen Doppelstockzüge.
Die Fahrgäste am Bahnsteig outeten sich umgehend als blutige Anfänger. Wenn der Wagenstandsanzeiger anzeigt, dass der Zug in den Abschnitten A bis D hält, muss man sich natürlich im Bereich C — D drängeln, während ich im Bereich A zwei Türen für mich alleine hatte — welch Herausforderung. Gerade bei hohem Fahrgastaufkoimmen führt dieses Verhalten unweigerlich dazu, dass der Fahrplan pulverisiert wird. Die Aus/Einsteigevorgänge dauern dort, wo die Trauben vor den Zügen stehen, unverhältnismäßig lang.
Aber es ist ja nicht nur das Ein- und Aussteigen, was die blutigen Anfänger auffallen lässt, nein, denn wenn sie dann im Zug sind, stehen sie so in den Türen, dass diese nicht schließen können. Was die Abfahrt dann zusätzlich verzögert. Nach mehrfachen Durchsagen setzte dann tatsächlich sowas wie ein Lerneffekt ein. Trotzdem wurden aus fünf Minuten Verspätung bis zu 20 Minuten.
Ich konnte mir jedenfalls ne leere Vierer-Gruppe sichern, hinter mir zog dann ein Jungesellenabschied ein, die bis Düsseldorf ordentlich vorglühten — zum Glück konnte mein Headset das schlimmste wegfiltern. 😀
Zwischen Düsseldorf und Köln hatte ich dann ausreichend Zeit und Ruhe, mir Gedanken zu machen, wie ich den Heimweg gestalten wollte.
Die Tour über Koblenz fiel aus, da ich dann irgendwo übernachten müsste.
Die Fahrt über Siegen und Gießen nach Kassel um 14 Uhr irgendwas sah prinzipiell gut aus, fiel aber wegen Personalmangels aus.
Die Fahrt nördlich am Sauerland entlang, auch 14 Uhr irgendwas hatte eine Stunde Schienenersatzverkehr — worauf ich keinen Bock hatte.
Mit dem ICE über die KRM nach Frankfurt und von da nach Kassel war zwar ne gute Option, aber eigentlich wollte ich ja Nahverkehr fahren.
Blieb 16:24 Uhr über Siegen, Gießen und Kassel nach Niederorschel. Mit dem kleinen Schönheitsfehler: vier Minuten Umsteigezeit in Siegen.

Nach einer kleinen Runde durch Köln und einer Pizza am Neumarkt, kam ich zum etwas überlaufenen Bahnhof zurück. Kurzentschlossen stieg ich in den Zug (Pesa Link) nach Mönchengladbach. Da wollte ich zwar gar nicht hin, weshalb ich dann in Horrem wieder ausstieg — um dort in den RE (Bombardier Talent 2) nach Siegen einzusteigen. Das entspannte das Einsteigen und die Platzsuche ungemein — wenn Profis Bahn fahren. 😉
Wir waren noch nicht in Siegburg angekommen, schon hatte der Zug zehn Minuten Verspätung und ich minus sechs Minuten Umsteigezeit.
Kleine Anmerkung: Solche Situationen sind der Grund dafür, dass ich bei meinen üblichen Fahrten die letzte Verbindung am Tag meide. Es reichen ein paar Minuten und die Fahrt endet dann erstmal irgendwo, wo sie gar nicht enden sollte. Da nutzen die besten Hotels auf Bahn-Kosten nichts.
Die Verspätung konnte nach und nach etwas abgebaut werden, so dass ich und die anderen Menschen, die sich an der ersten Tür des Zuges drängelten, ca. 60 Sekunden zum umsteigen hatten. Der Zug hielt und sehr viele Bahnreisende unternahmen eine sportliche Auflockerungsübung, bevor es im nächsten Zug wieder rumsitzen hieß. Und wie es immer ist in solchen Fällen — der Zug wartete noch auf einen anderen Zug — also umsonst gerannt.
Weiter ging es mit einem Stadler Flirt von der Hessischen Landesbahn (HLB) nach Gießen. Landschadftlich schöne Gegend, das Siegerland erinnerte mich an m eine dienstlichen Ausflüge in die nicht mehr existierende Siegerlandkaserne 1999.
In Gießen stieg ich dann in den RE nach Kassel um, wieder ein Flirt von der HLB. Der Zug war wieder etwas voller, vereinzelt standen Menschen. Ursache war wohl die Demo zum CSD in Frankfurt am Main. Für viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen war der RE eine ganz gute Möglichkeit, in den Norden Hessens zu reisen. Dementsprechend leerte sich der Zug auch Richtung Kassel.
Von Kassel Wilhelmshöhe ging es dann im Siemens Desiro auf meiner Haus und Hofstrecke nach Leinefelde. Die Pferde, die früh morgens noch schlafend auf der Weide lagen, waren zu der Zeit offensichtlich mit dem Abendessen beschäftigt. 🙂
Nach ein paar Minuten Aufenthalt in Leinefelde ging es im Bomabrdier Talent 2 der abellio nach Gernrode-Niederorschel. 20 Minuten Fußweg und ich war gegen 23 Uhr zurück am Startpunkt.

Fazit: Kann man mal machen, aber jedes Wochende brauch ich das nicht. 😉
Die Züge waren recht gut gefüllt, aber fernab von dem, was man zu Pfingsten sehen konnte. Ein Sitzplatz war immer zu finden.
Die Pünktlichkeit der Züge war überraschend gut. Einen Anschluss hat es mir zerlegt, aber die acht, die geklappt haben, waren bis auf Siegen total entspannt. Wobei man davon ausgehen kann, dass vier Minuten immer sportlich werden. Also bei 20 bis 30 Minuten Ummsteigezeit sollte man immer locken und entspannt durch Deutschland kommen.
Für die Statistiker: Es waren ca. 850 km Strecke, reine Fahrzeit habe ich nicht ausgerechnet, die DB gewann den Betreiberwettbewerb mit vier Zügen vor der HLB mit zwei Zügen. Die anderen Eisenbahnunternehmen teilen sich mit je einem Zug den dritten Platz.
Bei den Herstellern gewann Bombardier mit vier Zügen vor Stadler mit drei und Siemens mit zwei Zügen. Pesa stellte genau einen Zug.
Ja, ich weiß, Bombardier gibt es nicht mehr, da die von Alstom übernommen wurden und somit der Name verschwunden ist.
ABER: Die Züge der Talent bzw. Talent 2 Reihe sind so alt, und an das Talent 2 Desaster von Bombardier 2008/2009 werde ich jedesmal erinnert, wenn ich am Rangierbahnhoff Wustermark vorbeifahre — das bleiben einfach Boombardierzüge. 😉